Sternenkinder Kaufbeuren

Überkonfessionelle Kaufbeurener Initiative zur Beisetzung ungeborener Früh- und Fehlgeburten

Wenn Hoffnung in Trauer umschlägt

 

 

 

 

Von Richard Mayr Kaufbeuren - „Es geschieht, dass eine kleine Seele die Erde nur streift.“ Conny Breu-Hentschel leitet mit diesen Worten die Trauerfeier in der Aussegnungshalle des Waldfriedhofs Kaufbeuren ein. Drinnen ist es kühl, während draußen ein sonniger, noch sommerlich wirkender Herbsttag dem Anlass fast spottet: Die fehl- und totgeborenen Kinder, die stillen Geburten, werden bestattet. Einige Eltern sind der Einladung gefolgt. „Mehr als sonst“, sagt die Hebamme Margot Abröll, die gemeinsam mit der Trauerbegleiterin Hildegard Mayr-Nerl, Pfarrer Wolfgang Krikkay, dem Klinikseelsorger Andreas Lang und anderen Mitgliedern der Initiative fehl- und totgeborener Kinder am Klinikum Kaufbeuren die ökumenische Trauerfeier organisiert hat. Den betroffenen Eltern geht die Trauerfeier nahe. Die Wunde, die der Verlust des Kindes im Mutterleib geschlagen hat, liegt offen. „Die ganzen Hoffnungen, die man mit der Schwangerschaft verbindet“, berichtet Conny Breu-Hentschel, verschwinden mit einem Schlag. Zwei Kinder verlor die 45-Jährige vor der Geburt. „Ein Lebenstraum wird zerstört, man hat ein Kind verloren“, sagt Heike Nieberle (37), die das gleiche Schicksal wie Breu-Hentschel durchmachte. Auch sie vergisst den Verlust zweier Kinder während der Schwangerschaft nicht. Der Tod des Kindes wird dann noch dadurch verschlimmert, dass es ein Tabuthema darstellt, wie sie beide sagen. „Je früher es in der Schwangerschaft geschieht, desto weniger ist es erlaubt, seine Trauer zu zeigen“, erzählt Breu-Hentschel. Von der Umwelt werden die Trauernden fortan oft gemieden. „Wenn man Vertröstungen wie 'Du bist ja noch jung' hört, ist das auch nicht hilfreich“, sagt Breu-Hentschel.

Das Grab- das Sternenfeld auf dem Waldfriedhof, ein Ort für die Trauer

Früher wurden Fehl- und Totgeburten, die leichter als 500 Gramm waren sowie die Kinder von Abtreibungen einfach beseitigt, "wie medizinischer Abfall entsorgt".

„Dann haben sich deutschlandweit immer mehr Initiativen gegründet, die für würdevolle Bestattungen sorgten“, berichtet die Sozialpädagogin Mayr-Nerl, eine der Mitorganisatorinnen der Initiative. Auch in Kaufbeuren gab es bereits vor mehr als einem Jahr Bestrebungen, eine würdige Ruhestätte für diese Kinder und die Kinder von Abtreibungen zu finden. Ein bayernweites Gesetz, das am 1. Januar 2006 in Kraft trat, beschleunigte die Bestrebungen. „Dreimal im Jahr gibt es jetzt Bestattungstermine“, sagt Mayr-Nerl. Für die Eltern ist das Grab bzw. das Sternenfeld ein wichtiger Ort. „Dort kann ich hingehen, kann weinen oder eine Kerze anzünden“, so Mayr-Nerl. Die Initiative kümmert sich nicht nur um die Beerdigung der verstorbenen Kinder, sondern organisiert auch einen Gesprächskreis am Klinikum Kaufbeuren. Eltern wird dort vermittelt, dass sie nicht allein sind. „Wir sind offen für die gefühlsmäßige Lage, die Trauer, den Schock“, sagt die Sozialpädagogin. „Am Anfang bricht alles zusammen, auch das Vertrauen in den eigenen Körper, der urplötzlich todbringend ist.“ Hinzu komme, dass viele Eltern später wissen möchten, weshalb das Kind im Mutterleib gestorben ist. Leicht gestaltet sich die Aufgabe nicht, betroffenen Eltern zu helfen. „Gibt es überhaupt eine Sprache, die der Situation gerecht wird“, fragt der Klinikseelsorger Andreas Lang. Seine Antwort: „Auf der anderen Seite gibt es Worte, die den Beginn eines Trauerweges aufzeigen können.“ Am Grab für die fehl- und totgeborenen Kinder stehen an diesem Mittag

Download
Flyer Sternenkinder
Zentrale Verabschiedungsfeier auf dem Kaufbeurener Waldfriedhof für fehl- und totgeborene Kinder
Sternenkinder_Flyer.pdf
Adobe Acrobat Dokument 467.5 KB

Mein Sternenkind

 

Noch ehe du kamst
warteten wir bereits
auf dich

 

noch ehe du kamst
haben wir dich
schon geliebt

 

noch ehe du kamst
verloren wir dich
wieder

 

nichts ist mehr so
wie es früher war
denn bevor du
gegangen bist
hast du uns
verändert

 

noch ehe du kamst
hast du unser Leben
bereichert
nicht alles davon
haben wir
verloren

 

                                 Die Liebe zu dir
                                     wird bleiben

 

                                                                                Peter Hillebrand

 

 

Hinweis für Frauen (und Männer), die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen, ohne dass eine Vergewaltigung oder elementare Lebensgefährdung der Mutter bei Geburt des Kindes/der Kinder vorliegt:
Bitte bedenken Sie alle Möglichkeiten, die es doch erlauben könnten, ihrem noch nicht geborenen Kind das Leben zu ermöglichen, etwa durch die in vielen Kliniken angebotenen Möglichkeiten der anonymen Geburt und / oder die Freigabe zur Adoption. Viele Paare sehnen sich nach einem Kind und können keines bekommen. Es gibt vielerlei Möglichkeiten in einem so reichen Land wie dem unseren, Ihr Kind doch zur Welt kommen zu lassen. Jeder Mensch, auch der noch nicht geborene, hat nach den Grundsätzen unseres Staates ein elementares Recht auf Leben. Schwangerschaftsabbrüche sind kein "Verhütungsmittel danach".

Ihre Schwangerschaftsberatungsstellen sind verpflichtet, Ihnen alle Möglichkeiten, Ihr Kind doch auszutragen, aufzuzeigen. Seelsorgliche und praktisch- soziale Hilfestellung erhalten Sie auch über Markus Stutzenberger, Alt- Katholische Kirchengemeinde Kaufbeuren, Fichtenweg 6, 87600 Kaufbeuren, kaufbeuren@alt-katholisch.de, fon 0162 17 34 500


drei kleine Särge. Das welke Laub fällt unaufhörlich, es fließen Tränen. Jeder der Trauergäste hält eine Kerze in der Hand, ein Symbol für das Leben, das hätte sein sollen. Die Särge werden hinab gelassen, die Lichter um das Grab gestellt. Es wird Abschied genommen von einem Traum, einer Zukunft. „Tränen“, sagt Andreas Lang, „Tränen sind eigentlich das geweihte Wasser.“

2017 wurden deutschlandweit über 100 000 Kinder nicht geboren, die lebensfähig gewesen wären. Auch jenen Kindern soll in diesen Feiern gedacht werden.

Interessierte an der Initiative und den Verabschiedungsfeiern können sich telefonisch an Hildegard Mayr-Nerl unter (08341) 81395 wenden.

 

Spenden können auf das Konto Freundeskreis Klinikum Kaufbeuren, Stadtsparkasse Kaufbeuren, IBAN DE72734500000005539580 mit dem Verwendungszweck „Initiative Fehl- und Totgeburten“ überwiesen werden. Bis 200 Euro (Stand 2017) gilt Ihr Überweisungsträger/Kontoauszug als Spendennachweis zugunsten der Kaufbeurener Klinik- Fördervereins.

Download
Textblatt Totgeburten
Verabschiedung 08032018
Ihre Ansprechpartnerin der Überkonfessio
Adobe Acrobat Dokument 506.8 KB
Download
Manuskript Ansprache
Markus Stutzenberger
Priester der Alt-Kath. Kirche KFN-Ostallgäu, Sternenkinderbeisetzung 08032018 13 Uhr
fax (2).pdf
Adobe Acrobat Dokument 111.0 KB

Termine 2018/2019:

12.07.2018, 13:00 Uhr, Waldfriedhof, Beisetzung, Verantwortlich: Johannes Steiner

 

25.10.2018, 20:00 Uhr, Klinikum Kaufbeuren, Vorbereitungstreffen

08.11.2018, 13:00 Uhr, Waldfriedhof, Beisetzung, Verantwortlich: Andreas Lang oder Thorsten Friedrich (Andreas soll entscheiden, was ihm lieber ist! Bitte Hildegard und Thorsten Bescheid geben!!!)

 

21.02.2019, 20:00 Uhr, Klinikum Kaufbeuren, Vorbereitungstreffen

14.03.2019, 13:00 Uhr, Waldfriedhof, Beisetzung, Verantwortlich: Andreas Lang oder Thorsten Friedrich (Andreas soll entscheiden, was ihm lieber ist! Bitte Hildegard und Thorsten Bescheid geben!!!)

 

27.06.2019, 20:00 Uhr, Klinikum Kaufbeuren, Vorbereitungstreffen

18.07.2019, 13:00 Uhr, Waldfriedhof, Beisetzung, Verantwortlich: Johannes Steiner

 

10.10.2019, 20:00 Uhr, Klinikum Kaufbeuren, Vorbereitungstreffen

24.10.2019, 13:00 Uhr, Waldfriedhof, Beisetzung, Verantwortlich: Markus Stutzenberger

 

 


Psalm 139: Tief im Schoss meiner Mutter gewoben...

 

Herr, du hast mich erforscht, und du kennst mich.
Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir.

Von fern erkennst Du meine Gedanken.
Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt;
du bist vertraut mit all meinen Wegen.
Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge -
du, Herr, kennst es bereits.
Du umschließt mich von allen Seiten
und legst deine Hand auf mich.
Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen,
zu hoch, ich kann es nicht begreifen.
Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist,
wohin mich vor deinem Angesicht flüchten?
Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du, dort;
bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen.
Nehme ich die Flügel des Morgenrots
und lasse mich nieder am äußersten Meer,
auch dort wird deine Hand mich ergreifen
und deine Rechte mich fassen.
Würde ich sagen: "Finsternis soll mich bedecken,
statt Licht soll Nacht mich umgeben",
auch die Finsternis wäre für dich nicht finster,
die Nacht würde leuchten wie der Tag,
die Finsternis wäre wie Licht.
Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.
Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.
Als ich geformt wurde im Dunkeln,
kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde,
waren meine Glieder dir nicht verborgen.
Deine Augen sahen, wie ich entstand,
in deinem Buch war schon alles verzeichnet;
meine Tage waren schon gebildet,
als noch keiner von ihnen da war.
Wie schwierig sind für mich, o Gott, deine Gedanken,
wie gewaltig ist ihre Zahl!
Wollte ich sie zählen, es wären mehr als der Sand.
Käme ich bis zum Ende, wäre ich noch immer bei dir...
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz,
prüfe mich, und erkenne mein Denken!
Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt,
und leite mich auf dem altbewährten Weg!

 

Hinweis: Es kann Ihnen vielleicht eine Hilfe sein, sich in diesen jahrtausendealten Gedanken von Beterinnen und Betern, die ihre Not vor ihren Gott bringen, wiederzufinden, gerade dann, wenn die eigene Sprache angesichts der Not versagt.